Mein Workflow als Landschaftsfotograf. Heute möchte ich mich selbst vorstellen. Normalerweise steht die Vorstellung des Fotografen auf der Vita oder Lebenslauf-Seite. Auf dieser Homepage geht es mir nicht um mich. Hier geht es in erster Linie um die Landschaftsfotografie. Deswegen wird das kein Lebenslauf werden. Ich werde hier meinen Workflow in der Landschatsfotografie beschreiben. Als Anleitung und Inspiration für Einsteiger.
Landschaftsfotograf Bernd Schmidt
Meinen Lebenslauf erspare ich euch. Lediglich ein paar Faktoren, welche meine Fotografie beeinflusst haben, werde ich hier kurz erläutern. Ich fotografiere seit über 50 Jahren. Ich bin kein gelernter Fotograf. In der Fotografie bin ich Autodidakt. Mein jetziges Wissen habe ich mir durch Diskussionen mit Fotografen und Grafikern und viel Ausprobieren und Fotografieren erarbeitet. Seit über 10 Jahren vermarkte ich meine Fotos über Online-Bildagenturen. Ein Themenschwerpunkt ist hier auch die Landschaftsfotografie. Mich interessieren dabei weniger die bekannten Motive. Mein Schwerpunkt liegt bei Landschaftsmotiven auf die noch unentdeckten Motiven vor der Haustür.
Fotoausrüstung Landschaftsfotograf Bernd Schmidt
Vorab, die Marke einer Kamera und eines Objektives haben nur wenig Einfluß auf ein sehr gutes Foto. Ich liste hier lediglich meine aktuelle Fotoausrüstung auf, welche ich auch in der Landschaftsfotografie einsetze.
- Fuji X-T2
- Fuji X-E1 Infrarotumbau 830 nm
- Laowo 4 mm Fisheye
- XF 14 mm 2,8
- XF 16 mm 1,4
- XF 23 mm 1,4
- XF 35 mm 1,4
- XF 60 mm 2,8 Macro
- XF 80 mm 2,8 Macro
- XF 90 mm 2,0
- Diverses Zubehör
APS-C-Kamera? Ja, die Fuji habe ich vor ein paar Jahren gegen eine Nikon D610 Vollformatkamera eingetauscht. Warum? Weil ich keinen wesentlichen Qualitätsunterschied feststellen konnte! Zudem ist das geringere Gewicht bei Kamera und Objektiven gerade in der Landschaftsfotografie eine enorme Erleichtung und Motivationsfaktor.
Die Kamera und Fotoausrüstung haben nur geringen Einfluß auf die Qualität eines Fotos. Ein Bid gestaltet der Fotograf. Meine Ausrüstung ist jederzeit auch durch andere Marken und Systeme austauschbar.
Idee für ein Landschaftsfoto
Bei mir beginnt die Landschaftsfotografie erst einmal mit einer Bildidee. Ohne einer Idee, kann man kein konkretes Motiv umsetzen. Die Idee setzt das Ziel. Der Weg zum Ziel kann ganz unterschiedlich sein.
Ideen für Fotomotive fallen einem auf unterschiedliche Art und Weise ein. Manchmal ist es eine spontane Idee. Manchmal wird man durch andere Bilder inspiriert. Viele Ideen entstehen auch auf Spaziergängen und Wanderungen. Eine interessante Location. Sofort beginnen die Überlegungen in welchem Licht und welcher Jahreszeit diese Location fotogen sein könnte? Ich notiere mir eine Idee immer gleich auf. Danach wird die Idee in einer Liste gesammelt. Ich nutze dafür eine Excel-Datei. Einmal im Jahr priorisiere ich die Motivideen. Diese Prios schreibe ich auf und hefte sie im Büro an eine Pinnwand. So behalte ich die wichtigsten Motivideen im Blick.
Planung für ein Landschaftsfoto
Ich entscheide mich für eine Bildidee. Thema: Sonnenaufgang im Weinberg. Ich wohne im Remstal. Hier gibt es fast überall Weinberge. Ich habe bisher noch kein wirklich ansprechendes Weinbergfoto aus dieser Region entdeckt. So war es naheliegend, vor der Haustür nach einem geeigneten Landschaftsmotiv zu suchen.
Als erstes standen mehrere Spaziergänge und Wanderungen durch die umliegenden Weinberge auf dem Programm. Dort notierte ich mir interessant erscheinende Höhenlagen. Die Reben im Vordergrund sollten möglichst alt wirken. Die Rebstöcke sollten möglichst mit Holzpfählen bestückt sein. Man glaubt gar nicht wieviel Reben inzwischen mit Stahlstangen aufgereiht werden. Solche Metallstangen wirken auf einem Landschaftsmotiv nicht gerade idyllisch. Holz wirkt da besser. Und Stromleitungen und Masten sollten auch keine im Bild erscheinen.
Der passende Aufnahmeort wurde ausfindig gemacht. Danach habe ich online mit dem Dämmerungsrechner den Zeitpunkt des Sonnenaufganges ermittelt. Alternativ gibt es da noch weitere online oder mobile Apps. In den kommenden Tagen wurde per Wetter-App die Wettervorhersage genau beobachtet. Der Aufnahmetag oder besser gesagt Morgen stand am Vorabend fest.
Die Kameraausrüstung wurde am Abend vorbereitet. Akkus aufladen. Kamera noch einmal im dunkeln bedienen. Nur zur Übung, da ich bei Dunkelheit auf den Weg gehen werde. Die passenden Objektive vorher reinigen und in den Fotorucksack packen. Graufverlauffilter, Halter und Objektivadapter prüfen, reinigen und einpacken. Fernauslöser einpacken. Reinigungspinsel mitnehmen. Fotostativ und Stativkopf vorbereiten. Am liebsten nutze ich bei Landschaftsmotiven einen Getriebeneiger. Damit kann ich über 3 Wege den Horizont sehr exakt per Feintrieb ausrichten. Evtl. Ersatzkamera einpacken. Taschenlampe oder Stirnlampe einpacken.
Umsetzung Landschaftsfoto
4 Uhr am Morgen geht es los. Es ist noch stockdunkel. Erst einmal den Weinberg hoch. Nach 20 Minuten ist das Ziel, der Aufnahmeort, erreicht. Den passenden Standort aussuchen. Stativ aufbauen. Kamera mit gewünschten Objektiv aufsetzen. Den optimale Bildausschnitt suchen und einstellen. Jetzt ist es noch dunkel. Gut das ich gestern Abend noch einmal die Bedienung der Kamera im dunkeln geübt habe. Sicherheitshalber habe ich aber eine Stirnlampe dabei.
Langsam beginnt die blaue Stunde. Der Horizont färbt sich langsam violett. Ich mache die ersten Belichtungsreihen. Sieht zum Teil schon ganz gut aus. Ein Herrchen geht mit seinem Hund an mir vorbei. Er wundert sich über den Frühaufsteher mit Kamera und Stativ. Wir grüßen uns höflich. Das war auch schon das einzige Publikum an diesem Morgen. Die Sonne erscheint langsam am gegenüberliegenden Hang. Jetzt mache mehrere Belichtungsreihen. 5 unterschiedliche Belichtungen. Das Licht verändert sich nun recht schnell. Manche Belichtungsreihen mache ich ohne Filter. Manche mit Grauverlaufsfilter. Es gibt hier kein Geheimrezept. Mal klappt es ohne Verlauffilter. Mal geht es nicht ohne. Das ist immer von der jeweiligen Lichtsituation abhängig.
Irgendwann steht die Sonne höher. Nun ist das Licht bereits zu grell. Ich packe Kamera und Stativ zusammen. Auf dem Rückweg mache ich noch ein paar Landschaftsschnappschüße im Gegenlicht der Morgensonne.
Bearbeitung Landschaftsfoto
Zu Hausse lade ich erst einmal alle Fotos in Lightroom. Danach erfolgt die erste Auswahl. Gute Bilder werden mit einem Stern markiert und landen im Ordner unbearbeitet. Technisch nicht einwandfreie Bilder werden mit X markiert und anschließend komplett gelöscht.
Die unbearbeiteten Bilder betrachte ich genauer. Bei Gegenlicht mache ich immer Belichtungsreihen, da der Kontrast selten von einer Kamera ausgeglichen aufgenommen werden kann. So kann ich die Belichtungsreihe in Lightroom als HDR in ein Bild mit höherem Tonwertumfang umwandeln. Nun habe ich in Lichtern und Schwärzen mehr Details. Manchmal funktioniert das aber auch mit Hilfe eines Grauverlauffilters. In dem Fall entfällt die HDR-Bearbeitung. Ich nutze immer beide Optionen und entscheide am Ende welches Ergebnis ich verwende.
Nun habe ich das noch unbearbeitete Landschaftbild. Dieses bearbeite ich nun nach meinen Vorstellungen. Lichter, Schwärzen, Kontrast, selektive Farbkorrektur, evtl. Verlauffilter zum aufbessern des HImmels und zum Schluß noch etwas entrauschen und leicht schärfen. Störende Details wie Strommasten oder Leitungen werden in Photoshop entfernt.
Wie man was an der Kamera einstellt? Das ist in jeder Situation anders. Am besten alles manuell einstellen und per Testaufname am Display prüfen. Wie ensteht solch ein Sonnenstern? Ein gutes Objektiv das möglichst keine Flares bzw. Lichtreflexe produziert. Ganz kann man Lichtreflexe nicht immer vermeiden. Bei modernen Objektiven werden solche Lichtreflexe durch spezielle Beschichtungen vermieden oder zumindest minimiert. Der Sonnenstern entsteht bei direkten Sonnenlicht oder Lichtquellen und abgeblendetem Objektiv. Meist ab Blende 8 oder 11 entsteht ein Sonnenstern. Weiter abblenden ist häufig nicht zu empfehlen, da bei kleinerer Blende bereits Beugungsunschärfe eintritt. Im Zweifelsfall macht man einfach mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Blendenwerten. Später kann man sich immer noch für die beste entscheiden.
WARNUNG: Bei Fotografieren gegen die Sonne, bitte nie durch einen optischen Sucher einer Kamera in die Sonne blicken. Das Auge kann durch das optische System geschädigt werden. Bei solchen Aufnahmen sollte man die Live-View-Funktion über ein Display oder einen digitalen Sucher nutzen.
Noch ein Tipp für die Recherche. Über das Internet findet man heutzutage auch sehr leicht viele interessante Motive. Für die nähere Recherche sind hier Google Maps und Streetview sehr hilfreich. Diese Möglichkeiten nutze ich, wenn das Motiv eine längere Anreise erfordert.
So kann ein Workflow für ein Landschaftsfoto aussehen. Das Ergebnis seht ihr auf dem letzten Foto. Bei anderen Motiven kann der Workflow durchaus abweichend sein. Mir ging es darum, euch aufzuzeigen, was für Arbeitsschritte für ein sehr gutes Landschaftsfoto erforderlich sein können. Den geringsten Zeitaufwand hat man mit dem Fotografieren. Idee, Planug, Anreise und Bildbearbeitung zusammen machen gute 80 bis 90% der Gesamtzeit aus.