Fernauslöser

In der Landschaftsfotografie möchte man häufig eine hohe Schärfentiefe, um ein Motiv möglichst durchgängig scharf abzubilden. Da kommt man selbst bei sonnigem Wetter schnell auf Belichtungszeiten, die man nicht mehr verwacklungsfrei aus der Hand halten kann.

Ein Stativ wird da zur Pflicht. Damit keine Erschütterungen entstehen, ist noch ein Fernauslöser für die Kamera sehr hilfreich. Man könnte auch per Hand an der Kamera auslösen. Das würde aber in den meisten Fällen zu leichten Verwacklungsunschärfen führen. Ein Fernauslöser ist da die bessere Lösung.

Kameras für den kreativen Einsatz haben meist die Belichtungs-Einstellmöglichkeit B. Was bedeutet B? B steht für das englische Wort BULB. Übersetzt bedeutet BULB Knolle oder Birne. Damit ist meist die Form gemeint. Was hat das nun mit Langzeitbelichtungen zu tun? Die ersten Kameras hatten für die Belichtung einen Gummiballen als Auslösemöglichkeit. Dieser wurde wie ein Blasebalg eingesetzt. Da er die Form einer Knolle hatte, wird seitdem BULB für Langzeitbelichtungen mit B abgekürzt. Bei dieser Funktion bleibt der Verschluß so lange geöffnet, so lange man auf dem Auslöser bleibt.

Wenige, meist professionelle Kameras, haben auch ein T für Langzeitbelichtungen als Einstellmöglichkeit. T bedeutet Time bzw. Zeit. Worin liegt der Unterschied? Beim ersten Auslösen wird der Verschluß geöffnet. Beim zweiten Auslösen wird der Verschluß geschlossen. Man muß bei der T-Funktion nicht permanent den Fernauslöser drücken oder feststellen.

Welche Arten von Fernauslöser gibt es?

Der Drahtlauslöser ist der Klassiker aus der analogen Fotografie. Wobei es diesen auch für manch digitale Kameras gibt! Gedacht für Digitalkameras für die der Hersteller keinen Fernauslöser vorgesehen hat und es auch keine Alternative von anderen Herstellern gibt. Der Auslöser muß allerdings umständlich mit einem Klettband fixiert werden. In der Praxis doch recht nervig und nicht immer zuverlässig. Aber auch manche Digitalkamera hat noch eine Anschlußmöglichkeit für einen Drahtauslöser. Vereinzelt ist das bei manchen Topmodellen möglich.

Mechanischer Drahtauslöser mit Feststellfunktion
Mechanischer Drahtauslöser mit Feststellfunktion

Den klassischen Drahtauslöser gibt es in einigen Varianten. Die günstigsten haben nur ein gewebtes Band als Außenmantel. Diese Ausführungen sind weniger robust und knicken leicht. Danach ist der Drahtauslöser meist unbrauchbar.

Robuster sind da Drahtauslöser mit steiferen Kunstoff-Außenmantel. Ein knicken ist hier meist viel schwerer möglich. Zudem hat der Kunststoff eine höhere Rückstellkraft als ein Gewebeband.

Sehr günstige Drahtauslöser haben keine Feststellmöglichkeit. Bei langen Belichtungszeiten kann dies ganz schön nervig sein, wenn man einige Sekunden den Auslöser drücken muß. Die Zeit erscheint einem dann endlos lange. Macht das Mal im Winter bei Aussenaufnamen 😉 Also lieber einen Drahtauslöser mit Feststellmöglichkeit verwenden. Diesen gibt es mit Feststellschraube. Da die Feststellschraube oben recht weit absteht, ist dies der schwächste Punkt am Drahtauslöser. Ein Stoß und das abstehende Teil ist verbogen und der Drahtauslöser ist nicht mehr funktionsfähig. Besser ist ein Drahtauslöser mit einer Kugelbremse. Einmal drücken bis die Kamera auslöst. Wenn man dann los läßt, ist der Drahtauslöser arretiert. Wenn man dann auf die Rändelscheibe (siehe Foto links) drückt, lößt sich der Drahtauslöser und die Belichtung wird beendet. Vor allem bei sehr langen Belichtungszeiten eine sehr gute Lösung.

Pneumatischer Fernauslöser
Pneumatischer Fernauslöser

Drahtauslöser gibt es in 15cm, 25cm, 50cm und 100cm Länge.

Wer mehr Länge benötigt, kann dies mit einem pneumatischen Fernauslöser realisieren. Über einen Blasebalg wird über einen pneumatischen Schlauch per Luftdruck ein mechanischer Drahtauslöser in Bewegung gesetzt.

Der Schlauch ist auf einer Kunststofftrommel aufgerollt. Auf dem Foto seht ihr einen pneumatischen Fernauslöser von Kaiser. Dieser ist auch heute noch im Lieferprogramm erhältlich. Nutzlänge sind ca. 20 Meter!

Das Gewinde vom Drahtauslöser nennt sich ISO-Gewinde. Die meisten analogen Kameras mit Drahtauslöser-Anschluß haben dieses Gewinde. Das Gewinde ist auch bei Mittelformat-Kameras und vielen Großformat-Objektiven verbreitet. Die einzige Ausnahmen gibt es bei Leica und einzelnen Nikon-Modellen. Für diese gab es eine Auslöseglocke bzw. Softauslöser mit eigenem Gewindeanschluß.

Doppeldrahtauslöser für Nikon Balgengerät
Doppeldrahtauslöser für Nikon Balgengerät

Eine Besonderheit ist der Doppeldrahtauslöser. Dieser kommt in Verbindung mit einem Balgengerät zum Einsatz.

Einmal drücken. Zuerst wird die Blende am Objektiv geschloßen. Und kurz danach wird die Kamera ausgelöst.

Auf dem linken Foto ist solch ein Doppeldrahtauslöser von Nikon abgebildet. Dieser ist für das Nikon Balgengerät konstruiert.

So kann man bei geöffneter Blende mit hellem Sucher die Schärfe besser einstellen und vor der Aufnahme wird dann die Blende auf den eingestellten Wert geschlossen.

Mit der Elektronik kamen auch die ersten elektronischen Fernauslöser auf den Markt. Das ist übrigens auch schon einige Jahrzehnte her. Bereits manche mechanische Kamera konnte man elektronisch auslösen. Wie soll das gehen? Über einen zusätzlichen Motor, welcher eine elektronische Auslösemöglichkeit hat.

Elektronischer Kabel-Fernauslöser
Elektronischer Kabel-Fernauslöser

Auch bei den heutigen Digitalkameras gibt es nach dem gleichen Prinzip elektrische Auslöser per Kabel.

Auf dem Foto eine Nikon Fernauslöser für die Nikon D610. Für lange Verschlußzeiten kann man den Auslöser auch arretieren.

Bereits an meiner ersten Nikon, die mechanische FM, konnte man über den Motor-Drive einen elektrischen Auslöser anschließen. Die Kamera wurde von 1977 – 1982 verkauft. Die Möglichkeit gab es aber schon seit 1971 für die Nikon F2 mit Motor-Drive.

Mit dem Aufkommen des elektronischen Verschlußes gab es immer öfter auch Kabel-Fernauslöser. Meist nur von den Kameraherstellern. Fremdhersteller waren ursprünglich kaum vertreten. Die Kamerahersteller suggerierten den Kunden, daß im Störfall jegliche Garantie erlöschen würde. In meinen Augen war das damals reine Angstmache der Kamerahersteller. Im Prinzip wird beim Auslösen lediglich ein Stromkreis geschloßen. Da kann bei sauberer Verarbeitung nichts kaputt gehen.

Einige Fernauslöser sind heute sogar kleine Computer. Über ein Display kann man zusätzliche Funktionen wie Timer, Intervall- und Serienaufnahmen programmieren. Mit solchen Fernauslösern lassen sich auch fehlende Funktionen einer Kamera erweitern!

Für die heutigen Kameras mit Fernauslöser gibt es oft eine Alternative von einem oder mehreren Fremdherstellern.

Einfacher Infrarot-Fernauslöser
Einfacher Infrarot-Fernauslöser

Fernauslöser per Infrarot. Da manche Kameras eine Infrarotschnittstelle haben, kann man diese mit einem Infrarot-Fernauslöser auslösen.

Meine Nikon D7000 hatte solch eine Möglichkeit. Der Auslöser (Foto links) war sehr einfach. Einmal drücken bedeutet auslösen. Mehr war da nicht. Der Auslöser ist von Nikon für ca. 20€ erhältlich. Von chineischen Fremdherstellern auch für ca. 10€. Bei mir haben im Ernstfall sogar 2 original Nikon-Auslöser versagt. Die Infrarot-Technik ist leider nicht sehr zuverlässig. Die Auslöseentfernung ist nur ein paar Meter möglich. Der Auslöser muß zum Sensor an der Kamera zeigen. Blöd, wenn der wie bei der Nikon D7000 vorne an der Kamera ist. Für Selbstportraits mag das OK sein. Für Stativaufnahmen von Landschaften meist nicht geeignet! Ich bin deswegen schnell auf einen Kabel-Auslöser umgestiegen.

Dennoch gibt es auch einige sehr gute Infrarot-Fernauslöser. Für meine frühere Nikon D300 gibt es einen recht teuren Infrarot-Fernauslöser. Sender und Empfänger. Dieser Fernauslöser war bis zu 5 Meter sehr zuverlässig. Man konnte ihn auch um 360 Grad drehen. Dadurch ist er von allen Seiten nutzbar.

Man wird mit der Infrarottechnik sehr schnell an Grenzen stoßen. Inzwischen gibt es da andere kabellose Techniken, welche der Infrarottechnik meist überlegen sind.

Sender für Funk-Fernauslöser von PocketWizard
Sender für Funk-Fernauslöser von PocketWizard

Ein Fernauslöser per Funk ist ein weiterer Klassiker. Von den Kameraherstellern gibt es diese Technik meist nicht.

Inzwischen gibt es allerdings sehr viele Zubehör-Hersteller, die solch eine Fernauslöse-Technik anbieten. Ich arbeite gerne mit einem PocketWizard. Eigentlich ein kabelloser Blitzauslöser für Blitzanlagen und Elektronenblitzgeräte. Mit einem passenden Auslösekabel ist das System auch für die Fernauslösung geeignet. Es gibt verschiedene Systeme bzw. Geräte. Die Reichweite geht bis zu 100 Meter.

Es werden meist ein Sender und ein Empfänger je Gerät benötigt. Je nach System gibt es noch hilfreiche Zusatzgeräte, welche die Bedienung in der Blitzfotografie erleichtern können. Einziger Nachteil ist der relativ hohe Preis. PocketWizard ist der Rollce Royce unter den Fernauslösern. Allerdings ist die Qualität und Zuverlässigkeit auch hervorragend.

Alternative Funk-Fernauslöser gibt es von einigen asiatischen Herstellern. Yongnuo aus China ist als kostengünstige Alternative inzwischen weit verbreitet. Manche Funk-Fernaulöser bieten noch weitere Funktionen wie Timer, Serien- und Intervallaufnahmen. Dies ist besonders für Kameras interessant, die solche Funktionen nicht bieten!

Eine Fernauslösung per Bluetooth gibt es auch. Smartshutter ist solch eine App. Und diese gibt es sogar gratis! Man benötigt lediglich ein passendes Kabel für die Kamera. Kostenpunkt ca. 7€ und evtl. den Halter für das Smartphone. Wenn man den Käufern glauben darf, ist die App allerdings nicht immer zuverlässig.

CamRanger Fernaulöser per WLAN
CamRanger Fernaulöser per WLAN

Eine WLAN-Fernauslösung wird bisher nur bei wenigen Kameras angeboten. Meist ist der beinhaltete WLAN-Standard recht langsam. Eine sehr gute und professionele Lösung ist der CamRanger, welcher einen Wi-Fi-Dongle beinhaltet. Der Dongle baut ein WLAN-Netzwerk mit Reichweite bis zu 50 Metern auf. Über passende Kabel ist er mit verschiedenen Kamerasystemen einsetzbar.

Über ein Smartphone oder Tablet kann man viele Funktionen der Kamera fernsteuern. Der Bildschirm kann auch im Live-View-Modus genutzt werden. Ein sehr vielseitiges Tool. Einziger Nachteil ist der Preis von ca. 350€ (Stand 7/2016). Allerdings sind die Funktionsmöglichkeiten sehr vielfältig. Vom HDR, Focus Stacking, Zeitraffer, Kameraeinstellungen bis zur exakten Fokusierung im Live-View in vielen Bereichen sehr hilfreich.

Alternative Anbieter sind zwar günstiger, haben aber noch keine vergleichbare Qualität und Zuverlässigkeit erreicht. Die Auswahl ist bei dieser Technik noch recht überschaubar. Die technische Entwicklung wird sich hier mit Sicherheit noch weiter entwickeln. Insbesondere die nutzbare Live-View-Funktion über ein Tablet erweitern die Einsatz- und Kontrollmöglichkeiten enorm. Es wäre wünschenswert wenn die Kamerahersteller hier eine größere Vielfalt mit höherer Qualität anbieten würden. Manche Kamera-Hersteller bieten auch eine App für die Fernsteuerung der Kamera an. Die Möglichkeiten sind hier sehr unterschiedlich.

Welcher Fernaulöser ist der richtige?

Für eine einfache Auslösung und gelegentlicher Dauerbelichtung reicht ein einfacher Kabelfernauslöser mit Feststellmöglichkeit aus. Kabellose Alternativen, je nach Kamera, sind ein Infrarot- oder Funkfernauslöser. Wobei ich den Funkfernauslöser vorziehen würde, da dieser zuverlässiger ist.

Wer auch über einen Fernauslöser HDR, Intervalle, Focus Stacking nutzen möchte wird mit einigen kabellosen Funkfernauslöser oder dem CamRanger per WLAN seine Freude haben. Letzter bietet auch weitere Steuermöglichkeiten der Kamera und Live View über ein Smartphone oder Tablet an.

Merken

Merk

Mer

Merken